Unzufrieden im Job? Warum ein neuer Job nicht immer die Lösung ist
„Ich glaube, ich brauche einfach einen kompletten Neuanfang.“ Vielleicht kennst du das, dass sich dieser Gedanke immer wieder einschleicht. Immer dann, wenn du wieder unzufrieden mit deiner Arbeitssituation bist, das Private und die Work-Life-Balance leiden, die Motivation fehlt und die Tage sich zäh anfühlen.
Die Kündigung, ein Neustart scheint die Lösung zu sein: ein anderes Umfeld, mehr Wertschätzung, bessere Konditionen. Doch die Frage ist doch: ist ein Wechsel wirklich immer die Antwort auf deine Unzufriedenheit? Oder gibt es vielleicht sogar eine leichter umsetzbare Option, die auch dazu führt, dass man sich wieder wohlfühlt?
In diesem Blogartikel zeige ich dir, warum ein neuer Job nicht immer die Lösung für deine Unzufriedenheit im Job ist.
Unzufrieden im Job und die Illusion des perfekten Neustarts
Ich gebe zu, die Vorstellung, einfach zu kündigen und neu anzufangen, hat etwas Befreiendes. Sich zu befreien von fehlender Wertschätzung, zu vielen Überstunden, die einem doch keiner dankt und einem chronisch stressigen Arbeitsalltag. Ein bisschen so wie die Schmerztablette, die man nimmt und dann ist’s wieder gut.
Doch sind wir ehrlich – und das hast du bestimmt auch schon erleben müssen: die Realität sieht häufig anders aus. Nach den ersten aufregenden Wochen kehrt der Alltag ein, und die Unzufriedenheit meldet sich zurück.
Kleiner Einschub: natürlich gibt es die Fälle, wo es wirklich der Job, die Tätigkeit an sich ist, die unzufrieden macht. Dabei begleite ich ja auch seit vielen Jahren viele meiner Klient*innen.
Doch genauso gibt es die Situation, dass die Gründe der Unzufriedenheit ganz woanders liegen. Oder aber: dass ein Jobwechsel aus unterschiedlichsten Gründen zumindest aktuell nicht infrage kommt.
Vielleicht kennst du auch das in diesen Zeiten, die ja auch von ziemlich vielen Unsicherheiten geprägt sind. Da ist es nur zu verständlich, dass viele an ihrem Job festhalten. Um nicht NOCH eine weitere unsichere Komponente in ihrem Leben zu haben.
Nicht einfach aushalten: Deine Möglichkeiten gegen Unzufriedenheit im Job
Auch das ist nachvollziehbar. Und es ist wichtig, dieses Bedürfnis nach Stabilität nicht zu ignorieren. Ganz entscheidend dabei jedoch: am aktuellen Job festzuhalten sollte bitte NICHT heißen, dass du alles einfach nur über dich ergehen lässt und alles nur noch aushältst und erträgst.
Das ist es aber, was die meisten Menschen tun, wenn sie unglücklich im Job sind und bleiben.
Mal, weil es komfortabel ist, alles so zu belassen wie es ist. Mal aus Unwissenheit, was man denn schon ändern könnte.
Was ich dir mitgeben möchte: es ist IMMER lohnenswert, sich auch die aktuelle Jobsituation genauer anzusehen und nach Stellschrauben zu schauen, an denen du drehen kannst, um etwas zum Positiven zu verändern. Denn viel mehr als du vielleicht denkst, liegt in deiner Hand.
Langfristig beruflich zufrieden: Was wirklich zählt
Das Schöne: unabhängig davon, ob du noch jahrelang in deinem Job bleibst oder vielleicht in einigen Monaten doch einen Wechsel anstrebst – du hast etwas gewonnen, was dir erstens niemand mehr nehmen kann. Und zweitens was dir immer und immer wieder in jedem Job helfen wird:
Die Fähigkeit, deinen Job zu gestalten.
Und damit ist nicht nur die Tätigkeit an sich gemeint, sondern vor allem ganz viel IN DIR, also wie du mit bestimmten Herausforderungen umgehst, die – wir kennen es doch alle – immer und immer wieder auftauchen werden. Ganz egal wie toll der Job objektiv doch ist.
Um nur mal ein Beispiel zu nennen: wenn es dir schwer fällt, dich abzugrenzen, nein zu sagen, dann kannst du einen noch so „perfekten“ Job haben, früher oder später fällt dir genau das wieder vor die Füße und wird dazu führen, dass du wieder unzufrieden im Job bist. Daher ist mir immer wichtig, solche Themen auch bei einem Jobwechsel immer auch mit im Blick zu haben – damit es dir auch LANGFRISTIG richtig gut geht.
Ebenso können unrealistische Erwartungen dazu führen, dass selbst ein objektiv guter Job enttäuscht. Frustration also wieder vorprogrammiert. Aber: kein Arbeitsplatz ist perfekt, und jede Stelle bringt auch weniger spannende Aufgaben oder stressige Phasen mit sich. Wenn du mit der Haltung „Der nächste Job muss besser sein“ startest, riskierst du, dich schnell wieder in denselben Frust zu stürzen.
Ein weiteres Thema sind innere Muster. Wer Konflikten ausweicht, zu viel Verantwortung übernimmt oder ständig Bestätigung sucht, trägt diese Verhaltensweisen auch in den neuen Job. Ohne Reflexion begegnen dir dieselben Schwierigkeiten einfach in neuem Gewand.
Auch ein fehlendes Verständnis deiner eigenen Werte kann die Unzufriedenheit verstärken. Wenn du nicht weißt, was dir wirklich wichtig ist – sei es Freiheit, Kreativität oder Sicherheit –, fällt es schwer, die richtige Stelle zu finden.
Und Perfektionismus ist ein weiterer Grund, warum du dich selbst in jeder Umgebung unter Druck setzen könntest. Solange diese Themen ungelöst bleiben, bietet ein Wechsel selten die erhoffte Erleichterung.
Unzufriedenheit als Einladung zur Reflexion
Die gute Nachricht ist doch aber: du kannst deine Unzufriedenheit nutzen. Immer. Denn: Unzufriedenheit ist ein Signal. Sie zeigt dir, dass etwas nicht stimmig für dich ist, und gibt dir die Chance, innezuhalten. Statt die Unzufriedenheit schnell durch Aktionismus zu bekämpfen, lohnt es sich, genauer hinzusehen:
- Was genau stört dich? Sind es die Aufgaben, die Kolleg*innen, die Arbeitszeiten – oder vielleicht deine eigenen Gedanken über die Arbeit?
- Welche Rolle spielst du selbst? Hast du die Gewohnheit, dich in Schwierigkeiten zu verbeißen, oder fällt es dir schwer, um Unterstützung zu bitten?
- Was würde dich wirklich glücklich machen? Oft suchen wir nach äußeren Lösungen, ohne zu wissen, was wir eigentlich brauchen.
Ein solcher Blick nach innen erfordert Mut, aber er bringt Klarheit. Und Klarheit ist die Grundlage für jede echte Veränderung – das wirst du bereits wissen, wenn du mich schon ein bisschen kennst.
Warum innere Arbeit nachhaltiger ist
Nachhaltiger als „einfach nur“ nach einem neuen Job zu schauen, ist es daher, vor allem an Ursachen für Unzufriedenheit zu arbeiten, die du beeinflussen kannst. Also die Art zu denken oder dich zu verhalten. Und wenn du dich schon mal ein bisschen mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftig hast, wirst du wissen: schon eine kleine Veränderung deines Denkens und Handelns kann eine enorme Wirkung auf dein Wohlbefinden haben.
Denke nur mal daran, welche Auswirkung es für jemanden haben kann, der sich auf einmal gut abgrenzen kann und für sich einstehen kann.
Und das ist eben deswegen besonders nachhaltig, weil es nichts mit einem spezifischen Job zu tun hat. Sondern es sind Dinge, die es dir in JEDEM zukünftigen Job leichter machen werden.
Der entscheidende Tipp für JEDEN Job
Daher mein Appell an dich: wenn du ahnst, dass es nicht nur der Job an sich ist, der dich unzufrieden macht, arbeite erstmal an den Themen, die unabhängig vom Job sind. Und ich wage mal zu behaupten, dass jeder Mensch solche Themen hat, die einem einfach immer wieder auf die Füße fallen. Geh da erstmal ran. Damit nicht nur dein jetziger Job, sondern auch alle weiteren, die vielleicht noch folgen werden, auf einer viel solideren Basis stehen.
Du machst dich damit selbst stark, auch in schwierigen Zeiten innerlich gut aufgestellt zu sein.
Stress wird es beispielsweise immer wieder geben. Ebenso schwierige Führungskräfte. Da hast du kaum bis wenig Einfluss drauf. Aber du hast Einfluss darauf, wie du damit umgehen kannst. DAS ist das Entscheidende für deinen jetzigen Job und jeden zukünftigen ebenso.
Diese innere Arbeit bereitet dich also nachhaltig auf die Zukunft vor. Du entwickelst ein klareres Bild davon, was dir wichtig ist und kannst zukünftige Entscheidungen bewusster treffen. Gleichzeitig lernst du, dich nicht länger von äußeren Umständen dominieren zu lassen, sondern mehr Kontrolle über dein eigenes Glück zu übernehmen.
Das macht dich nicht nur zufriedener, sondern auch unabhängiger von äußeren Bedingungen. Dich unabhängig zu fühlen, ist richtig viel wert.
Wann ein Jobwechsel trotzdem sinnvoll ist
Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Wechsel unumgänglich sein kann (siehe auch mein Blogartikel hier). Zum Beispiel dann, wenn dein Arbeitsumfeld toxisch ist und du dich dauerhaft unwohl fühlst. Ebenso wenn dich der Job, also die Tätigkeit an sich einfach nicht (mehr) erfüllt (bzw. du ihn eigentlich noch nie mochtest und er absolut nicht deinen Interessen entspricht). Und natürlich immer dann, wenn du selbst schon ganz viel versucht hast, deine Arbeit neu zu gestalten – aber feststellst, dass es nicht in ausreichendem Maße möglich ist.
In all diesen Fällen ist ein Wechsel eine Chance – aber auch hier gilt: Bereite dich bewusst darauf vor, damit du nicht dieselben Muster in die neue Stelle mitnimmst.
Fazit: Zufriedenheit beginnt bei dir
Ein neuer Job kann vieles verändern, aber er wird nicht alles lösen. Die wahre Stärke liegt darin, dich selbst besser kennenzulernen und an deinen Herausforderungen zu wachsen.
Indem du dich mit deiner Unzufriedenheit auseinandersetzt, stärkst du nicht nur deine Zufriedenheit und Gesundheit im Hier und Jetzt, sondern auch für dein zukünftiges Berufsleben. Denn die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen, wird dich überall begleiten – in jedem Job und in jedem Lebensabschnitt.
Also frag dich: Was kannst du heute tun, um deinem aktuellen Job eine echte Verbesserung zu geben?