Berufliche Neuorientierung mit 30, 40 oder 50?

Bringen wir es direkt auf den Punkt: es gibt ihn nicht , den idealen Zeitpunkt für eine beruflichen Neuorientierung. Tatsächlich ist es komplett egal, wie alt du bist. Denn: ob du nun 30, 40, 50 oder gar 60 Jahre als bist – jedes Alter hat seine Vorteile. Und seine Nachteile. Wann also ist dann der richtige Zeitpunkt? Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn du spürst, dass es so nicht weitergehen kann. Dass es eine berufliche Veränderung braucht.

Und wahrscheinlich weißt du das. Und doch regen sich da wild fuchtelnde, protestierende Stimmen in dir: „Wenn ich jetzt nochmal neu starte, fange ich doch ganz von vorne an.“ Und abgesehen davon hast du doch eigentlich auch gelernt: „Was man anfängt, bringt man auch zu Ende.“ Puuuuhhh, gar nicht so leicht.

Und gleichzeitig gibt es sie (sonst würdest du diesen Text hier nicht lesen): eine (noch) leise Stimme in dir, die sagt: „Doch, doch, bitte geh neue Wege, ich mag so nicht mehr. Ich will endlich wieder Freude, jaaaa???!!“

Vorab schonmal: es ist komplett normal, bei solch Veränderungsprozessen, viele, viele unterschiedliche (!) innere Stimmen zu haben. Du kannst dich also entspannt zurücklehnen: so geht es den allerallermeisten. Und doch könnte es, bitteschön, gern etwas leichter sein, oder?

Nun ja, dazu habe ich diesen Text geschrieben. Wenn du immer wieder aufgrund deines Alters den Gedanken an eine berufliche Neuorientierung zur Seite schiebst, ist dieser Blogbeitrag für dich. Ich zeige dir 5 Gründe, warum du dich – egal wie alt du bist – für einen neuen beruflichen Weg entscheiden kannst. 

1. Dein bisheriger Weg ist nie „vertane Zeit“

All das, was du bisher gemacht hast, wird dir in irgendeiner Form weiterhelfen. Davon bin ich überzeugt. Selbst wenn es thematisch etwas vollkommen anderes ist, und du auf den ersten Blick denkst: „Das hat ja nun mal so gar nix miteinander zu tun“ – wirst du irgendetwas aus der Vergangenheit im neuen Job anwenden können. Vielleicht der Umgang mit Kund*innen oder mit schwierigen Mitmenschen? Vielleicht, dass du gelernt hast, mit ungewohnten Situationen souverän umzugehen? Oder tatsächlich auch fachlich – auch wenn du was anderes machst. So ist es bei mir ja auch. Meine Erfahrung als Personalerin ist jetzt total hilfreich, gerade wenn es um Bewerbungsprozesse geht.

2. Weiterentwicklung und Lernen passiert außerhalb der Komfortzone

Natürlich kannst du auch in deinem bisherigen Job Neues dazulernen. Die Frage ist, wie weit „schubst“ dich das außerhalb deiner Komfortzone? Denn ja, ich gebe zu: die Komfortzone ist echt nett und bequem. Wie ein kuscheliges Sofa zum drauf-rum-lümmeln. Nur weißt du wahrscheinlich auch aus Erfahrung, dass du dich – einmal niedergelassen und es dir so richtig schön gemütlich gemacht – nur seeeeehr schwer wieder aufstehen kannst. So ähnlich ist’s natürlich auch im Job. Und wirkliches Lernen, wirkliches Wachsen, das kann nur passieren, wenn du über dein bisheriges Ich hinauswächst. Heißt: deine Komfortzone verlässt. Unbekanntes Terrain betrittst. Was sicherlich anfangs beängstigend ist (glaub mir, ich kenn das auch!). Wenn du aber erstmal ein paar Schritte gegangen bist und sich ein „ahhhh, spannend, das gibt’s auch“ oder ein „ach schau, das bekomm ich ja hin, hätte ich gar nicht gedacht – und wow, das macht ja echt FREUDE“-Gefühl eingestellt hat – dann, ja dann fragst du dich, warum du das nicht schon viel früher gemacht hast. Denn: alles ist schwer, bevor es leicht ist.

3. Deine Gesundheit wird es dir danken

Wenn du beruflich nicht zufrieden bist, du überfordert bist vom Dauer-Stress oder unterfordert vor Langeweile – wahrscheinlich wird sich auch dein Körper irgendwann zu Wort melden: „Hallo, geht’s noch? So bitte nicht mehr“. Schlechter Schlaf, Verspannungen, Dauer-Grübeln und Dauer-schlechte-Laune. Um nur ein paar Beispiele zu bringen. Und ja: man kann auch einfach so lange warten, bis der Körper die Not-Bremse zieht. Und gar nichts mehr geht. Manche Menschen hören nicht auf leisere Signale. Was natürlich schade ist – aber auch verständlich, wenn wir bedenken, wie die meisten von uns großgeworden sind („Ach komm, stell dich nicht so an, weiter geht’s“). Und doch: deine Gesundheit ist dein wichtigstes Gut, das weißt du natürlich (eigentlich zumindest). Daher sollte allein DAS schon Grund genug sein, beruflich einen neuen Weg einzuschlagen, der dir gut tut. Dir Freude macht, dir Energie gibt. Sodass sowohl dein Körper als auch deine Psyche erleichtert aufatmen können: „So darf es weitergehen!“

4. Du bist ein Vorbild für andere

Ob du willst oder nicht: es wird Menschen geben, die sich an dir orientieren, dich als Vorbild nehmen oder zumindest zum Abgleich für so Fragen wie „Kann man das so machen?“. Und solltest du Kinder haben, wird es noch offensichtlicher – denn sie orientieren sich in ganz besonderer Weise an uns. Bilden innere Arbeitsmodelle aus à la „Ahhh, so macht man das also auf dieser Welt.“ Du darfst dich also fragen: wofür möchtest du Vorbild sein? Dafür, dass man das, was man begonnen hat, halt durchzieht, egal wie es einem geht? Für mich persönlich ist das ein ganz großer Motor: meinen Kindern vorzuleben, dass es sich lohnt, neue Wege einzuschlagen. Unsichere Wege. Loszugehen und weiterzugehen, auch wenn es schwierig wird. Damit auch sie später einmal genau daran wachsen können.

5. Nutze deine verbleibende Zeit

Häufig höre ich von Klient*innen am Anfang unserer Zusammenarbeit: „Ich hangel mich von Wochenende zu Wochenende“. Oder von Urlaub zu Urlaub. Die Frage ist nicht nur: Warum eigentlich? Sondern vor allem: Wie lange willst du das noch so machen?

Denn sind wir mal ehrlich – eine Stunde kann sehr lang sein, wenn wir etwas tun, was uns keine Freude macht. Ein ganzer Tag erst recht. Und nun rechne dir mal bitte aus, wie viele Tage es noch bis zur Rente mit (mindestens) 67 sind. Wie möchtest du deine verbleibenden Jahre nutzen?

Fazit

So, das waren 5 Gründe, warum es nie zu spät für eine berufliche Neuorientierung ist. Und ich bin mir sehr sicher: das waren noch nicht alle. Sicher ist jedoch, dass es nicht DAS perfekte Alter für eine berufliche Veränderung gibt. Sondern dass es sich immer lohnt. Und es immer genau dann der richtige Zeitpunkt ist, wenn du für dich feststellst, dass es dir beruflich über eine längere Zeit nicht gut geht. Du nicht (mehr) richtig zufrieden bist. Und bei dem Gedanken, so bis zur Rente weiterzumachen, alles andere als ein Lächeln übers Gesicht huscht. Und für genau dieses Lächeln beim Gedanken an deine Arbeit lohnt sich der Weg. Lohnt sich jeder Schritt. 

Über mich

Anne Klien Bewerbungs-Coach

Hallo, ich bin Anne, Psychologin und Coach.

Veränderungen anzugehen (in meinem Fall die Selbständigkeit) war ehrlicherweise kein Weg, der mir auch nur ansatzweise in die Wiege gelegt wurde. Wäre ich also meinem Muster weiter gefolgt, so würde ich noch heute als halb-zufriedene Personalerin arbeiten. Durch meinen Blog und meine Angebote begleite ich dich dabei, neue Wege zu gehen, die sich für dich stimmig anfühlen – auch wenn sich dein Sicherheitsbedürfnis und Zweifel melden.

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